Luisita Leers (1909-1997) – Eine Karriere als Kraftartistin am Trapez, die ihr Ende im Zweiten Weltkrieg fand

Luisita Leers war eine Kraftartistin aus Deutschland. In den 1920er und 1930er Jahren erlangte Leers Bekanntheit in europäischen und auch amerikanischen Zirkusunternehmen, wie dem renommierten Ringling Brothers & Barnum & Bailey Zirkus. Als Kinderkünstlerin war Leers in Finnland mit einer außergewöhnlichen Solotrapeznummer in den Zirkussen Arkadia (1923), International (1923) und Zirkus/ Ensemble Olympia (1925) engagiert. Seit ihrem 16. Lebensjahr wurde Leers als weibliche Kraftathletin als „Wunderfrau“ angekündigt, was fortan ihr künstlerisches Markenzeichen darstellte. Im Gegensatz zu anderen weiblichen Luftakrobaten verbarg Leers ihre Muskeln nicht hinter wallenden Kostümstoff, sondern trat in hautengen, einfachen Trikots auf, die bis dato männlicher Muskelkraft vorbehalten war.

Mit freundlicher Genehmigung von Olli Kedon.

1936 kehrte Leers dauerhaft in ihre Heimat Deutschland zurück. Der Zweite Weltkrieg veränderte das Leben von Leers nachdrücklich. Bei einem alliierten Luftangriff auf das Haus ihrer Eltern in Braunschweig wurde ihre dort eingelagerten Bühnenrequisiten, technisches Material und Kostüme vernichtet. In einem Brief nach dem Krieg an den befreundeten Amerikaner Sverre Braathen gibt Leers Hinweise darauf, warum sie zu ihrer Familie in Deutschland zurückkehrte und nicht ihr Gastspiel in den USA fortsetzte. Im bedauernden Tonfall erklärte sie Braathen: „Aber dann hatten wir unser Eigentum hier, und dies war unser Land“. „Es war nicht jedes Mal Egoismus, ich habe nicht getan, was ich wirklich in meinem Leben tun wollte. Ich habe oft den Fehler gemacht, zu gut zu sein zu Menschen, die es nicht verdient haben“. Sie bereute, nicht doch jenen ihr Vertrauen geschenkt zu haben, die es gut gemein hätten mit ihr.  Das hätte sie auch „glücklich“ gemacht. Leers Rückblick deutet an, dass die Kraftathletin wohl nicht immer die Kontrolle über ihre eigenen Lebensentscheidungen hatte. Eine weiteren Einfluss auf  Leers‘ Entschluss, das Gastspiel in den USA zu beenden, könnte die Abwertung des Dollars ausgeübt haben, wodurch es immer schwieriger geworden war, die Familie in Deutschland finanziell zu unterstützen.

Der Krieg war im Mai 1945 vorbei, aber Leers‘ Leidensweg noch nicht beendet. Leers, die unterernährt war, bat amerikanische Freunde darum, ihr „Care-Pakete“ zu schicken, die nicht nur Essen, sondern auch Kleidung enthielten. Im Herbst 1947 verschärfte sich die Verpflegungssituation im Nachkriegsdeutschland. Die Zunahme von gestreckten Suppen rief bei Leers Magen-und Nierenprobleme hervor. Außerdem hätte sie sich einer Schulteroperation unterziehen müssen, doch zu einem Eingriff ist es niemals gekommen. Leers musste aufgrund ihrer körperlichen Verfassung für immer ihre Ambitionen auf eine Rückkehr als Trapezartist aufgeben. 1952 heiratete sie Gerhard Klages, legte ihren Nachmanen ab und hieß fortan Luisita Klages. Sie begann eine neue Karriere als Übersetzerin und starb 1997 im Alter von 88 Jahren.

Autor: Pauliina Räsänen

Quellen: Tait, Peta: Circus Bodies, Cultural Identity in Aerial Performance. New York 2005; http://www.circopedia.org/Luisita_Leers; collection of Sverre and Faye Braathen (Passion for Circus), Milner Library, Illinois State University.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*