Sioma Zubicky (1926–2014), ein musikalisches Wunderkind

Sioma Zubicky wurde als Sohn russisch-jüdischer Eltern im deutschen Zirkus Busch geboren. Während Vater Boris als Akrobat und Kunstreiter auftrat, zeigte sich bei seinem Sohn eine musikalische Begabung. Zubickys Königsdisziplin war das Spiel auf dem Xylophon. Nach Varieté- und Zirkustourneen durch Deutschland, die Tschechoslowakei und der Schweiz, zogen es Zubicky und seine Familie nach Paris, wo sie im Juni 1940 den Einmarsch der Deutschen Wehrmacht erlebten. Fortan befürchteten sie als Juden enttarnt zu werden, versteckten sich aber nicht, sondern wählten eine andere Taktik: Zubicky und sein Vater begaben sich sozusagen in die Höhle des Löwen und dienten sich den Besatzern als Unterhalter an. Wegen Kontakten zur Résistance wurden Zubicky und seine Eltern im Herbst 1943 von der Gestapo vernommen. In den Verhören gab Mutter Annie die jüdische Herkunft der Familie preis. Während dem Vater die Flucht gelang, wurden der 17-jährige Zubicky, sein elf Jahre jüngerer Bruder Viktor und seine Mutter über das Zwischenlager Drancy nach Ausschwitz deportiert. Zubicky erhielt die Lagernummer 146021; Bruder und Mutter wurden vergast. Nach seiner Befreiung nahe Dachau im Frühjahr 1945 kehrte Zubicky nach Paris zurück. 1947 begleitete er die Sängerin Edith Piaf auf ihrer Tournee nach Schweden. Dort fand Zubicky sein privates Glück. Später betrachtete er es als seine Pflicht, Jugendliche über den Holocaust zu berichten. Seine Erlebnisse verarbeitete Zubicky zudem in einer Biographie.

Autor:  Malte Gasche

Quelle: Sioma Zubicky: Spiel, Zirkuskind, spiel. Erinnerungen eines europäischen Wunderkindes. Frankfurt 2005.

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